Das Chaos nach dem „Rennen“
Anspruchsvolle Lage nach der Großübung für dieFeuerwehrkräfte der Stadt . Vier Fahrzeuge an der Simulation in der Prummerner Gracht beteiligt.
Geilenkirchener Zeitung, 16.07.2011
Geilenkirchen-Süggerath. Donnerstagabend, 19.05 Uhr. Der Leitstelle in Erkelenz wird ein schwerer Verkehrsunfall in der „Prummerner Gracht“, der Gemeindeverbindungsstraße von Süggerath nach Prummern, gemeldet. Vier Autos, darunter ein Gefahrguttransporter, seien beteiligt, viele Verletzte habe es gegeben, und davon seien mehrere eingeklemmt. Soweit das Schreckensszenario für eine Übung des 1. Zuges der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Geilenkirchen.
Die Lagesituation geht von einem – simulierten – Bericht aus, den die Polizei später aufgrund von Zeugenaussagen rekonstruiert haben wird. Demnach haben sich drei Autos auf der engen Straße ein Rennen geliefert.
Plötzlich sei ein mit Gefahrgut beladener Kleintransporter entgegengekommen. Der von einem Fahranfänger gesteuerte erste Pkw konnte nicht mehr ausweichen und fährt frontal in den Gefahrguttransporter. Die anderen beiden Autos streifen den verunglückten Wagen, wobei einer eine Böschung hinauffährt, sich überschlägt und auf der Straße wieder zum Stillstand kommt. Das andere Auto überfährt einen Motorroller, der mitsamt dem Fahrer unter dem Pkw liegen bleibt. Die total demolierten Fahrzeuge sind über eine Strecke von rund 100 Metern verteilt.
Den ersten Rettungskräften bietet sich ein Bild des Grauens, auf der Straße liegt ein Verletzter, fünf weitere sind noch in den Fahrzeugen eingeklemmt. Schon aufgrund der telefonischen Schilderung des Anrufers hat die Leitstelle MANV 1 ausgelöst.
MANV steht für „Massenanfall von Verletzten“, und bei diesem Alarmstichwort werden sofort zahlreiche Rettungswagen und Notärzte in Bewegung gesetzt.
Mit Gefahrguttransport
Neben den Löscheinheiten Süggerath, Geilenkirchen und Waurichen wird wegen des gemeldeten Gefahrguttransporters diesmal auch der in Gillrath stationierte Umweltzug über Sirene und Funkmeldeempfänger mit alarmiert. Vordringliches Ziel für die Rettungskräfte ist die Menschenrettung. Aufgrund der noch nicht definierten Ladung gingen die Feuerwehrkräfte des Umweltzuges am Gefahrguttransporter unter Atemschutz vor.
Parallel dazu lief die Befreiung der eingeklemmten Personen mit Schere und Spreitzer durch die anderen Retter. Bei einem Mann mussten die Feuerwehrleute aufgrund einer – nachgestellten –Pfählungsverletzung besonders vorsichtig arbeiten, eine dicke Eisenstange hatte sich teilweise in den Körper des Mannes gebohrt. Andere Feuerwehrkräfte waren mit dem Abstreuen von ausgelaufenen Betriebsstoffen mit Bindemittel beschäftigt.
Realistisch geschminkt
Zwischenzeitlich hatten die Frauen und Männer des Umweltzuges die Ladung identifiziert und festgestellt dass es sich bei der Ladung des Gefahrguttransporters um Lacke handelte. Dementsprechend wurden die weiteren Maßnahmen vorbereitet. Der Übungseinsatz dauert rund zwei Stunden Selten war eine Alarmübung der Geilenkirchener Feuerwehr derart realitätsnah in Szene gesetzt worden.
Zwingend erforderlich
Das bis ins kleinste Detail ausgearbeitete Szenario beinhaltete neben den Unfallfahrzeugen auch den Einsatz von Verletztendarstellern, die Visagisten entsprechend in die Maske genommen hatten. Selbst für „auslaufende Betriebsstoffe“ war ersatzweise gesorgt worden. Mike Bassauer, Bastian Mänz und Christian Nußbaum zeichneten für das Konzept verantwortlich.
Bereits am frühen Nachmittag war für die Übung die Verlängerung der Straße „Auf der Zömm“ gesperrt und präpariert worden.
Der Leiter der Wehr, Stadtbrandinspektor Michael Meyer, war als Beobachter an der Einsatzstelle und verschaffte sich einen Überblick. Weil die Anzahl der Technischen Hilfeleistungen – hierzu zählen auch Einsätze bei Verkehrsunfällen – seit Jahren die der Brände übersteigt, hieß es, sind Übungen wie diese jetzt bei Süggerath auch in Zukunft zwingend erforderlich.